EX-LÖWE KAI FRITZ: „VIELLEICHT RUFT MORGEN FELIX MAGATH AN“
Kai, als wir dich kontaktiert haben, warst du gerade in China. Wie geht es dir und was treibst du da?
Mir geht es weltklasse. Mein Vater und ich sind mit einem weiteren Trainer von Greuther Fürth für das Deutsche Fußball-Internat als Fußball-Botschafter und Trainer unterwegs. Die beiden haben die DFB-A-Lizenz. Wir trainieren vier Wochen lang mit Talenten, bilden Trainer aus und zeigen „wie wir es in Deutschland machen“. Jede Woche sind wir in einer anderen Region.
Du hast zum Ende der vergangenen Saison keinen neuen Vertrag bei 1860 unterschrieben. Warum? Hättest du bei den Löwen weitermachen können?
Ich war dreieinhalb Jahre bei den Löwen und es war eine tolle Zeit, die ich nicht missen möchte. Die U21 war und ist ein tolles Team – doch ich war leider zu alt und deshalb gab es keinen Anschlussvertrag.
Angebote von anderen Vereinen hätte es bestimmt genug gegeben. Hattest du denn kein Interesse an einer neuen Herausforderung im Fussball?
Ja, ich hatte sehr viele Angebote. Die meisten waren jedoch wirtschaftlich mehr oder weniger uninteressant oder relativ unsicher. Meine neue Herausforderung heißt „Flying Goalie“. Schon als kleines Kind war das meine Spitzname und seit 2011 ist es meine eigene Firma. Auch hier geht es um Torhüter, den Fußball und um Sport. Ich war also Profi und bin es weiterhin.
Du hast über die Jahre einige Vereine abgeklappert, der richtige Durchbruch gelang dir allerdings nie. Warum?
Ich glaube „abgeklappert“ ist das falsche Wort. Fast alle Vereine haben mich angerufen. Ich war jetzt neun Jahre Fußballprofi und es war eine wunderbare Zeit. Ich habe viele Freundschaften geschlossen, unzählige Bekanntschaften gemacht und unschätzbar wertvolle Erfahrungen gesammelt. Einen Durchbruch gab es schon, in Dresden ist mir im Trainingslager der Kiefer durchgebrochen. Ich war sechs Wochen lang krank, acht Wochen in der Reha und keinen Einzigen in Dresden hat es interessiert. Als ich zurückkam hat man mir mitgeteilt, dass man mich nicht mehr braucht. Haching war eine kleine Herzensangelegenheit. Hier wurde ich ausgebildet und habe meinen ersten Profi-Vertrag erhalten. Ich wurde auf der Weihnachtsfeier als Nachfolger von Darius Kampa gelobt. Dann kam ein Weltmeister, der mich für zu klein befand und weg war ich. Auch bei 1860 gab es die Hoffnung auf den Durchbruch. Hätten die Trainer bleiben dürfen, wäre ich heute vielleicht oben dabei. Aber das ist die „dunkle Seite“ von 1860. So ist es im Profifußball.
Was nimmst du aus dieser Zeit mit? Hast du ein persönliches Highlight?
Dieses Frühjahr waren wir mit der U21 der Löwen für drei Wochen bei einem Turnier in Indien. Das war eine klasse Truppe mit einem super Trainer. Es war ein Wahnsinns-Erlebnis. Wir hatten jedes Jahr schöne Trainingslager in verschiedenen Ländern. Ich denke auch gerne an meine Trainingspartner, Trainer und Mentoren sowie die tollen Spiele in vielen schönen Stadien. Leider wurde ich nie richtig die Nummer eins – alles andere war einfach nur schön.
Du hast ein Unternehmen namens „Flying Goalie“ gegründet. Auf der Website steht ganz vorne: „Wir machen dich besser!“ Wen wollt ihr besser machen, und wie?
Torwart im Fußball – das ist etwas Besonderes. Flying Goalie, das bin ich, das ist mein Leben und meine Einstellung. Ein guter Torwart ist ein guter Teamplayer und, wenn es sein muss, der Einzelkämpfer, der sein Team im Spiel hält. Ich glaube, dass ich ein guter Torwart bin. Wir haben entdeckt, dass ich die Gabe habe, mein Wissen weiter zu geben – speziell an Kinder und Jugendliche. Mit Flying Goalie bieten wir Torwart-Training und Torwart-Events an. Und mit unseren in Deutschland einmaligen Ferien-Action-Camps haben wir die hervorragende Ferien-Angebote für Kinder und Jugendliche.
Vor ein paar Monaten noch Regionalliga-Keeper in München, jetzt Vollzeit-Unternehmer auf Reise in China. Wie kommt es zu einer so ungewöhnlichen Entwicklung?
Auf den ersten Blick ist das ungewöhnlich. Auf den zweiten Blick ist es das, was alle Vereine und Verbände von jungen Profispielern fordern, aber nicht wirklich unterstützen. Mein Vater hat immer darauf geachtet, dass ich selbstständig werde und mir mein zweites Standbein aufbaue. Seit Jahren habe ich in jeder fussballfreien Zeit für namhafte Unternehmen gearbeitet. Als Torwart-Trainer, Meinungsbildner im Skilanglauf oder bei großen Outdoor- und Ski-Events. 2011 habe ich dann meine Firma gegründet und nun eine genauso faszinierende Aufgabe wie vorher als Torwart im Profifußball. Mit der China-Reise haben wir einen tollen Auftrag bekommen und vielleicht habe ich hier schon ein paar Torwart-Talente gesichtet!
Willst du irgendwann wieder ins Profi-Geschäft zurück? Vielleicht als Torwart-Trainer?
Man weiss nie! Hier in China habe ich nach einem kleinen Demonstrationstraining schon das erste Angebot erhalten. Vielleicht ruft mich morgen der Felix Magath an? Spaß beiseite, als Spieler wohl kaum, aber als Torwart-Trainer möchte ich gerne meine Erfahrungen an junge Keeper weitergeben. Das mache ich schon seit einigen Jahren nebenher und jetzt habe ich richtig Zeit dafür. Ich glaube hier ist es von enormem Vorteil, dass ich es nicht nur lehren kann, aber auch selbst vormachen kann. „Torwart“ ist und bleibt ein wichtiger Bestandteil meines Lebens.
Das Gespräch führte Conan Furlong